Sie ist laut, wenn sie laut sein will. Stark, wenn es darauf ankommt. Und sie geht ihren Weg – auch dann, wenn er unbequem ist. Anne Kleibrink steht für eine neue Art von Stärke im Sport: nicht angepasst, nicht leise, nicht glattgebügelt. Sondern echt, emotional und kompromisslos sie selbst. Auf der Fechtbahn kämpft sie um jeden Treffer, abseits davon um Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und den Mut, Gefühle nicht zu verstecken.

Mein Weg. Meine Regeln.

Female Empowerment bedeutet für mich, meinen eigenen Weg zu gehen – auch wenn er für andere nicht immer schlüssig erscheint. Trotzdem selbstbewusst und stark aufzutreten und überzeugt zu sein, dass genau dieser Weg der Richtige für mich ist. Ganz besonders wichtig ist mir, dass ich meine Emotionen zeigen darf. Dass ich laut sein darf. Traurig sein darf. Dass ich fühlen darf.

Es wird so oft gesagt, Frauen seien „zu emotional“, „zu hysterisch“ oder „zu laut“. Für mich ist genau das Gegenteil wahr: Emotionen machen das Leben aus. Man sieht mir meistens direkt im Gesicht an, wie es mir geht; und ich stehe dazu. Ich bin überzeugt davon, dass mein Weg ohne diese Emotionalität so nicht funktioniert hätte.

Im Fechtsport zählt, was ich leiste.

Ich würde sagen, dass es im Fechtsport, gerade weil es eine Randsportart ist, insgesamt ziemlich gerecht zugeht, was Ressourcen, Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel angeht. Das liegt aber auch daran, dass wir keine Prämien bekommen. Weder Männer noch Frauen.

Abgesehen davon erlebe ich die Bedingungen als sehr fair und ausgewogen. Hier zählt in erster Linie die Leistung, nicht das Geschlecht.

Anne Kleibrink im Wettkampf, Foto: A. Bizzi l SSM
Anne Kleibrink im Wettkampf, Foto: A. Bizzi

Kein Sonderweg. Nur mein eigener.

Ich glaube tatsächlich, dass mir das Umfeld mit den Männern sehr geholfen hat. Natürlich habe ich oft gestruggelt, war frustriert und musste körperlich einiges einstecken, weil Fechten eben eine Kontakt- und Kampfsportart ist. Treffer von Männern sind einfach manchmal schmerzhafter – das war nicht immer leicht.

Aber was mich extrem gestärkt hat, war die Tatsache, dass es für mich keine Ausnahmen gab. Wenn etwas angesagt wurde, galt das für mich genauso wie für die Männer. Diese Gleichbehandlung, auch wenn ich allein unter vielen Männern trainiert habe, war unglaublich wichtig für mich.

Ich wusste: Wenn ich hier genauso anerkannt werden will wie die anderen, dann muss ich auch das Gleiche leisten. Aber eben auf meine eigene Art und Weise.

Ich kämpfe nicht nur für mich.

Es ist unglaublich wichtig, immer weiter gegen festgefahrene Strukturen zu kämpfen. Weil Frauen vor mir genau das auch schon für mich getan haben. Vielleicht werde ich selbst irgendwann keinen direkten Vorteil mehr davon haben, aber ich weiß, dass die Generation nach mir davon profitieren wird. Die jungen Mädchen und Frauen, die diesen Sport noch vor sich haben.

Und das ist auch meine größte Motivation: etwas weiterzugeben. Ein Vorbild zu sein. Zu zeigen, dass es sich lohnt, sich einzusetzen – für die eigenen Rechte, für Gleichberechtigung und für Sichtbarkeit im Sport. Ich möchte, dass der Nachwuchs sieht: Veränderung passiert nicht von allein. Man muss dafür losgehen.

Mein wichtigster Empowerment-Tipp.

Vergleiche dich niemals mit anderen.

Jeder Mensch hat seine eigenen Voraussetzungen, Talente, körperlichen und mentalen Stärken. Sich ständig mit anderen zu vergleichen, bringt einfach nichts. Jeder Weg ist unterschiedlich – und im Sport gilt genauso wie im Leben: Viele Wege führen nach Rom.

Finde deinen eigenen. Schau auf dich. Und hör auf, dich mit anderen zu messen. Am Ende fühlt man sich sonst nur schlechter. Dein Weg ist genau richtig, so wie er ist.

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